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SCHWEINFURT

Marion Wunderlich ist Fränkische Weinkönigin 2013/14

Marion Wunderlich   Foto: Chris Weiß
Mehr Prominenz ist nur bei Fastnacht in Franken. Wenn die Fränkische Weinkönigin gewählt wird, sind alle da. Funktionäre, Politiker, Wein- und Wirtschaftsleute. Die Spitzen der Gesellschaft, wie man so sagt, vom Regierungspräsidenten bis zur Landtagspräsidentin.

An diesem „Super-Wahldienstag“, wie Moderatorin (und ehemalige Deutsche Weinkönigin) Nicole Then in Anspielung auf das Konklave sagt, ist die Erleichterung mit Händen zu greifen an den langen, festlich gedeckten und voll besetzten Tischen im Großen Saal des Schweinfurter Konferenzzentrums. Die Erleichterung darüber, dass – nach einem Jahr Pause – wieder eine Wahl stattfinden kann. Im Vorjahr war das nicht möglich gewesen, mit Melanie Dietrich hatte es nur eine Bewerberin gegeben.

Diesmal sind es drei: Marion Wunderlich aus Tauberrettersheim (Lkr. Würzburg), 23, Vermessungstechnikerin; Mona Fröhling aus Eibelstadt (Lkr. Würzburg), 20, Studentin der Wirtschaftswissenschaften; Julia Dürr aus Bullenheim (Lkr. Neustadt a. d. Aisch), 20, Winzerin. Alle drei haben sich monatelang vorbereitet, die Weinregion bereist, Weingüter kennengelernt, Weinwissen gebüffelt. Und sie haben ihre Fanclubs mitgebracht.

Die lautesten Schlachtenbummler hat Julia Dürr dabei, während die von Marion Wunderlich mit ihren rotleuchtenden Tüchern vor allem ein Farbtupfer sind. Die von Mona Fröhling sehen aus wie Borussia-Dortmund-Fans, mit ihren schwarzgelben Fahnen. „Die können sie zweimal benutzen“, witzelt ein Pressefotograf. Mona wird das später aufklären: Das ist das Stadtwappen von Eibelstadt, der gekrönte Löwe im Weinberg.

Doch vor die eigentliche Wahl hat das Protokoll einen Sektempfang und den Abschied der amtierenden Königin gestellt. Ein Heer von Weinprinzessinnen schenkt Weinproben zu den diversen Programmpunkten aus, später auch die, die die Bewerberinnen mitgebracht haben (einmal Bacchus, zweimal Scheurebe). Melanie Dietrich legt zum Abschluss einen so fröhlich-anrührenden Auftritt hin, dass der Saal danach erstmal eine Pause braucht, die an dieser Stelle nicht vorgesehen war. Nicole Then und Komoderator Jürgen Gläser rufen das Publikum vergeblich zurück, die – ausgezeichnete – Chicken-Swings Big Band muss ein paar Titel mehr spielen, als eingeplant. Auch das vergeblich.

Erst Landtagspräsidentin Barbara Stamm gelingt es, mit einem mahnenden Machtwort („die Bewerberinnen haben sich so intensiv vorbereitet, das sind wir ihnen schuldig“), das Wahlvolk wieder in den Saal zu locken. 150 Juroren haben ein kleines Gerät ausgehändigt bekommen, mit dem später die Ted-Abstimmung stattfinden wird. „Das sind mehr als bei der Papstwahl“, sagt Then. Das Geschlechterverhältnis – auch das lässt sich per Ted feststellen – ist übrigens einigermaßen deutlich anders als in der Sixtinischen Kapelle: 76,16 Prozent der Juroren sind Männer. Zweck der nun folgenden Prozedur ist es wie immer, den Bewerberinnen Gelegenheit zu geben, sich vorzustellen. Immer wieder wird darauf hingewiesen, wie sehr doch alles mit rechten Dingen zugehe. „Dieses völlig grundlose Vorurteil von Schiebung bringen sie nicht los“, sagt ein langjähriger Beobachter, „aber wo und warum sollte denn da geschoben werden?“

Zu „The Final Countdown“ geleiten je zwei Weinprinzessinnen je eine Bewerberin auf die Bühne, um drei erste Fragen zu beantworten. Was es mit der Aktion „terroir f“ auf sich habe, was die fränkischen Rotweine auszeichne und was der Müller-Thurgau für Franken heute bedeute. Das Publikum erfährt viel Wissenswertes – etwa, dass der Weinbauverband im Rahmen von „terroir f“ magische Orte mit Informationspunkten kenntlich macht. Dass die Sorte Domina die meistgegoogelte Rebsorte ist (was angesichts des Namens vielleicht gar nicht mal überraschend ist). Und dass der Müller-Thurgau dem fränkischen Weinbau einst aus einer schlimmen Talsohle geholfen hat. Dass die drei Bewerberinnen sich ausgezeichnet vorbereitet haben, wird also schnell klar. Doch das Wahlvolk will vor allem Ausstrahlung sehen.

Und so sind wohl die persönlichen Äußerungen der drei jungen Frauen – jenseits ihrer oft wiederholten Bekenntnisse zu Franken und zum Frankenwein – doch interessanter. Marion Wunderlich schwärmt von der Vielseitigkeit ihres Berufs („Wir ermitteln auch Globalstrahlungswerte“) und würde gerne Balthasar Neumann treffen („Der war auf dem 50-DM-Schein, wenn das nichts ist“). Mona Fröhling wirkt deutlich zurückhaltender. Sie interessiert sich für Mode (ihr Kleiderschrank ist vier Meter breit) und würde gerne Jan Fedder („Großstadtrevier“) den Frankenwein näherbringen. Julia Dürr schließlich hält es im Leben (und auf der Bühne) wie beim Skifahren: „Immer Vollgas!“ Sie würde gerne Til Schweiger begegnen und den Frankenwein mit ebenso viel Action „nach außen bringen“, wie der soeben in seinem ersten „Tatort“.

Erste Eindrücke bestätigen sich in einer zweiten Fragerunde. Die Bewerberinnen bekommen Zufallsfragen aus dem Publikum vorgelegt. Welche Auswirkungen die drei geologischen Bodenformationen Frankens speziell auf den Müller-Thurgau haben, zum Beispiel. Kein Problem für Winzerin Julia Dürr, die – ebenso wie ihre Konkurrentinnen – voraussetzt, dass jeder im Saal weiß, was mit Begriffen wie „Mineralität“ gemeint ist. Was sie twittern würde, sollte sie gewinnen, soll Mona Fröhling sagen. „Wahrscheinlich würden mir erstmal die Worte fehlen“, antwortet die. „Aber dann würde ich schreiben, dass ich voll dahinterstehe, und was das für ein tolles Gefühl ist.“

Marion Wunderlich findet eine enthusiastische Antwort auf eine heikle Frage: Ob sie denn auch der Meinung sei, dass Frankenwein zu schade für Schorles sei. Sie geht sogar einen Schritt weiter: Frankenwein sei so vielseitig, dass man ihn auch in Weincocktails verwenden und damit das Angebot auf Weinfesten deutlich erweitern könne. Jubel im Saal. Danach geht alles ganz schnell. Ein Wahlgang reicht, Weinbauverbandspräsident Artur Steinmann macht es noch ein wenig spannend, und dann steht fest: Marion Wunderlich ist es. Während sie hinter Gratulanten, Fotografen und Fernsehteams verschwindet, hält ein Herr im Trachtenjanker ein handgeschriebenes Schild hoch: „Nomen est Omen“, steht drauf. Und der Name einer Tauberrettersheimer Weinlage: Königin.